Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist ein päpstlicher Laienorden – auch mit geistlichen Mitgliedern. Entstanden aus einer spätmittelalterlichen Pilgerbewegung übernimmt diese Gemeinschaft katholischer Damen (Ordensdamen) und Herren (Rittern) seit 150 Jahren als päpstliche Institution unter der Leitung eines Kardinal-Großmeisters besondere Aufgaben im Heiligen Land (mit Schwerpunkt in Israel, Jordanien und Palästina):

30.000 Mitglieder in der Welt, davon 1.460 in Deutschland sorgen durch Gebet, Pilgerfahrten und Opfer 

  • für die Sicherung der religiösen Heimat der Christen, vor allem im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem: Wir tragen bei zur Finanzierung seiner ca. 60 Pfarreien und Einrichtungen; 
  • für die Sicherung einer guten Zukunft der Christen in ihrer Heimat – auch im Zusammenleben mit ihren muslimischen und jüdischen Nachbarn: Wir unterstützen Erziehung, Bildung und Ausbildung in Kindergärten, Schulen (u.a. 42 Patriarchatschulen mit 18.000 Schülern) und Universitäten;
  • für die Sicherung eines menschenwürdigen Lebens: Wir leisten soziale Hilfe für Krankenhäuser, Altenheime und für Menschen in Not, in jüngerer Zeit vor allem auch für die zahllosen Flüchtlinge der Auseinandersetzungen in der Region und für die vielen Migranten in Israel.

Der Gesamtspendenbeitrag aus der Deutschen Statthalterei betrug im Jahre 2016 ca. 2 Millionen Euro. Die Deutsche Statthalterei zählt rund 1400 Mitglieder, gegliedert in 6 Ordensprovinzen und 38 Komtureien.

Unseren Glauben bekennen wir öffentlich durch Gottesdienste, bei denen die Ordensmitglieder ihre Mäntel mit dem roten Jerusalemkreuz tragen.

Der Orden wählt seine Mitglieder unter geeigneten Persönlichkeiten, die Gewähr bieten, die Ordensziele zu erfüllen. Eine Bewerbung um die Mitgliedschaft ist nicht möglich.

Politische Ziele verfolgt der Orden nicht.

Zum Jerusalemkreuz

Für den Ritterorden hat das Jerusalemkreuz eine besondere Bedeutung. Es ist ein griechisches Krückenkreuz, also ein gleichschenkliges Kreuz, an dessen vier Enden je ein kleiner Querbalken angefügt ist. In den vier Quadranten des Kreuzes befindet sich nochmals je ein kleines griechisches Kreuz.

Wann das Kreuz für die Christen zum Symbol wurde, ist nicht bekannt. Zunächst sah man im Kreuz ein Schmach und Folterwerkzeug. Kaiser Konstantin sah im Traum bei der Schlacht an der Milvischen Brücke ( 312 n. Chr. ) ein Lichtsymbol in Form des Kreuzes mit den Worten » In diesem Zeichen siege! « und er siegte. Fortan wurde das Kreuz zum Zeichen, zum Symbol der Christen.

Erste Spuren des Jerusalemkreuzes finden sich bereits auf einem Fußboden in Nazareth aus dem vierten Jahrhundert.

Bei dieser Darstellung ist das Kreuz mit einem Kreis umzogen. Dies stellt nicht nur die Machtfülle Jesu Christi dar, sondern auch, dass der Ort des Kreuzes der Mittelpunkt der Welt ist. Vom Kreuz geht Erlösung aus und eine neue Zeit bricht an. Durch seine gleichlangen Kreuzesbalken strahlt das Kreuz in alle Himmelsrichtungen aus.

In einer biblischen Interpretation steht das Jerusalemkreuz für ein Gruppenbild der Kreuzigung: Jesus am großen Kreuz in der Mitte, links und rechts oben die beiden ebenfalls zum Tod am Kreuz verurteilten Schächer, unter dem Kreuz Maria und Johannes.

Die in Jerusalem wirkenden Franziskaner interpretieren die fünf Kreuze als die fünf Wundmale Jesu Christi. Allegorisch interpretiert stehen die vier kleinen Kreuze für die vier Evangelisten, die sich um das Kreuz Jesu gruppieren: die Verkündigung des Wortes Gottes und vor allem die Verkündigung von Jesu Tod und Auferstehung wird hierbei deutlich.

In einer geographischen Interpretation wird im Jerusalemkreuz in Sinnbild der Stadt Jerusalem gesehen, welche in ihrer Vierteilung in ein christliches, armenisches, jüdisches und muslimisches Viertel eine städtebauliche Besonderheit aufweist. Die Grenzen der Viertel stoßen alle an der Grabeskirche zusammen, dort, wo einst das Kreuz Jesu aufgerichtet wurde.

Mit dem Heiligen Papst Johannes Paul II. bekennen wir im Ritterorden vom Heiligen Grab :

Das Kreuz besagt : Das Leben für den Bruder und die Schwester einsetzen, um es zusammen mit dem seinen zu retten.

Das Kreuz besagt : Es gibt kein Scheitern ohne Hoffnung, keine Finsternis ohne Sterne, keinen Sturm ohne rettenden Hafen.

Das Kreuz besagt : Liebe kennt keine Grenzen: Beginne mit dem Allernächsten und vergiss nicht den Fernsten !

Von der Pilgergemeinschaft zum päpstlichen Ritterorden

Die Verehrung des Heiligen Grabes zu Jerusalem reicht in die Zeit der frühen christlichen Jahrhunderte zurück. Das Heilige Grab war das Ziel zahlreicher Pilger, die ihr Leben riskierten, um dort dem Gekreuzigten und Auferstandenen im Gebet nahe zu sein. Die wachsende Wallfahrtsbewegung ins Heilige Land im 14. Jahrhundert ist die Wurzel des Pilgerordens der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Damals übertrug der Papst den Franziskanern die Befugnis, adeligen Pilgern den begehrten Ritterschlag am Hl. Grab in Jerusalem zu erteilen. Nach Rückkehr der Pilger in ihre Heimat bildeten diese lockere, bruderschaftsähnliche Zusammenschlüsse. Nicht belegt ist, dass der „Ordo Equestris Sancti Sepulcri“ ein strukturiertes Ordensleben hatte. Jetzt nicht mehr nur Adeligen vorbehalten, war der Ritterschlag im ausgehenden 15. Jahrhundert mit der Pflicht zur Einhaltung spezifisch religiöser Vorschriften verbunden. Mit Wiederherstellung des Lateinischen Patriarchates zu Jerusalem im Jahre 1847 wurde die Befugnis, den Ritterschlag zu erteilen, dem Lateinischen Patriarchen 1848 übertragen.

Grabeskriche in Jerusalem

Auf Vorschlag des Patriarchen Valerga hat Papst Pius IX. durch Breve „Cum multa sapienter“ aus dem Jahre 1868 dem ‚Ordo Equestris S. Sepulcri’ eine Struktur und die Aufgabe gegeben, den „Eifer für die Verteidigung und Förderung des katholischen Glaubens im Heiligen Land in den Herzen der Menschen zu entzünden“. 1868 wird daher als Gründungsjahr des heutigen Ritterordens vom Heiligen Grab angesehen. Seit 1888 werden auch Damen in den Orden aufgenommen. Die Päpste Pius XI. (1922 – 1939) und Pius XII. (1939 – 1958) gaben dem Orden jeweils neue Statuten. Im Jahr 1932 erhielt die Gemeinschaft den Zusatz: Ritterorden vom Heiligen Grab „zu Jerusalem“. 

Mit der Approbation der Statuten durch Papst Pius XII. (1949) hat eine neue Epoche in der Geschichte des Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem begonnen. Zum Auftrag heißt es jetzt: “[Er] besteht darin, in der kirchlichen Gemeinschaft den Eifer für das Land Jesu zu wecken und dort die katholische Kirche und die christliche Präsenz zu unterstützen“ (Satzung vom 11. Mai 2020). Erfolgte der Ritterschlag früher unter Ausschluss der Öffentlichkeit, so wird heute die Investitur mit dem Ablegen des feierlichen Gelöbnisses in Anwesenheit der Gemeinde in der kirchlichen Öffentlichkeit vollzogen. Mit diesem Akt wird bekundet, dass der Ritterorden auch Verantwortung für unsere Gesellschaft trägt. Mit Verkündigung des Statuts (1949) wurde die Ordensleitung vom Papst einem Kardinalgroßmeister übertragen. Die 1999 vom damaligen Kardinalgroßmeister, Carlo Kardinal Furno, verfügten „Richtlinien zur Erneuerung des Ordens im Hinblick auf das 3. Jahrtausend“ vermitteln zeitgemäßes Ordensleben. Der Wahlspruch ‚Deus Lo Vult‘ (Gott will es), besagt und macht deutlich, dass wir mit Hinweis auf den Willen Gottes die im apostolischen Glaubensbekenntnis festgelegten Glaubensinhalte bekennen. 

Weltweit hat die Ordensgemeinschaft rund 30.000 Mitglieder in 58 Statthaltereien. Sitz des Ritterordens ist der Vatikan, an der Spitze mit einem vom Papst ernannten Kardinalgroßmeister und dem Präsidium des Großmeisteramtes. 

Aufnahme in den Orden

Investitur neuer Damen und Ritter durch Kardinal Marx (c) oessh.net/T.Sitte

Die Mitgliedschaft im Ritterorden kann man nicht erwerben wie die in einer anderen Gemeinschaft. Die Aufnahme in den Ritterorden wird Damen und Herren angetragen, die sich als katholische Christen bewährt haben. Sie müssen bereit sein, die katholischen Aktivitäten und Einrichtungen im heiligen Land in besonderer Weise zu fördern.

Das Mindestalter für eine Aufnahme in den Orden beträgt 25 Jahre. Damen und Herren, die in den Orden aufgenommen werden, müssen bereit sein, im christlichen Sinne zu dienen und sich für die Ziele des Ordens einzusetzen. Die Aufnahme in den Orden erfolgt durch den Kardinal-Großmeister auf der Grundlage eines von der Wohnsitzkomturei des Kandidaten oder der Kandidatin ausgehenden, dem Statthalter unterbreiteten Vorschlages. Konkret wird die Aufnahme in den Orden in einer Investiturfeier vorgenommen. Diese besteht aus einer feierlichen Hl. Messe, verbunden mit dem Gelöbnis, der Übergabe der Ordensinsignien (Jerusalemkreuz) und des Ordensmantels durch den Großprior der Statthalterei sowie für die weltlichen Ritter mit dem Ritterschlag. Die Aufnahme in den Orden ist nicht nur Auszeichnung, sondern in erster Linie Verpflichtung, nach besten Kräften die dem Orden gestellten Aufgaben zu unterstützen. Die Mitgliedschaft im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist keine Dekoration, sondern bedeutet Zugehörigkeit zu einer lebendigen Gemeinschaft.


OESSH Deutsche Statthalterei

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