Die Zeit der Taufvorbereitung

In der Alten Kirche war der klassische Termin für die erwachsenen Taufbewerber die Osternacht. In den 40 Tagen der österlichen Bußzeit sollten sich die Taufbewerber, die an Ostern in die Kirche eingegliedert werden sollten, darauf in besonderer Weise vorbereiten. Die Kirche begleitete sie dabei mit eigenen Gottesdiensten und Katechesen, in denen ihnen auf unterschiedliche Weise vor Augen gestellt wurde, welche Bedeutung der Empfang der Sakramente und die Eingliederung in die Kirche haben. Die Evangelientexte, die im diesjährigen Lesejahr A für die Sonntag der Fastenzeit, besonders für den 3., 4. und 5. Fastensonntag vorgesehen sind, stammen aus dieser Tradition der Taufvorbereitung und können deshalb auch in jedem Jahr verwendet werden. Denn die Zeit der Taufvorbereitung kann für jede Gemeinde und alle Getauften in ganz besonderer Weise jedes Jahr auch eine Zeit der Tauf-erinnerung werden.

Die Feier der Zulassung zur Taufe

Nach einer – manchmal mehrjährigen – Zeit der Annäherung an das Christentum wurden etwa ab dem 3. Jahrhundert Taufbewerber, die sich im Glauben bereits bewährt hatten und darum baten, am Beginn der Fastenzeit in das Verzeichnis derer eingeschrieben, die an Ostern getauft werden sollen. Diese Feier der Zulassung gibt es auch heute wieder und sie findet in der Regel zentral für alle Kandidaten in der Bischofskirche unter dem Vorsitz des Bischofs statt, auch wenn die einzelnen Bewerber dann in ihren Pfarrkirchen begleitet und am Osterfest getauft werden.

Das Taufwasser – der Weg zum ewigen Leben

In den folgenden Wochen kommen die Taufbewerber zu Bußfeiern zusammen, in denen der Umkehrprozess mit Gebeten und Katechesen durch die Kirche unterstützt wird. Bei diesen Feiern spielen die Lesungen aus dem Johannesevangelium von der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4), von der Heilung des Blindgeborenen (Joh 9) und von der Auferweckung des Lazarus (Joh 11) eine große Rolle. Den Taufbewerbern wird hier vor Augen geführt, dass sie in der Taufe mit einem Wasser in Berührung kommen, dass sie zum ewigen Leben führt, dass ihnen die Taufe einen neuen Blick auf die Welt schenkt und dass in ihrer Taufe der Tod grundsätzlich überwunden wird. Übergeben wird ihnen in diesen Wochen auch das Glaubensbekenntnis, das sie auswendig lernen und am nächsten Sonntag „zurückgeben“, also sich selbst zu eigen machen sollen. Unmittelbar vor Ostern dann erhalten sie das Gebet des Herrn, das Vaterunser, das sie allerdings erst in der Osternacht nach ihrer Taufe erstmals mit der Gemeinde zusammen sprechen dürfen. Denn dann sind sie Kinder Gottes geworden und dürfen Gott Vater nennen.

Die Hinwendung zu Christus

Auch wenn wir keine konkreten Taufbewerber in unseren Pfarreien und Bekanntenkreisen haben, ist es sinnvoll, den Weg der Taufbewerber geistlich mitzugehen. Denn der Weg der erwachsenen Taufbewerber damals und heute ist eine Einladung an die bereits Getauften, nach der Bedeutung ihrer Taufe und ihrer Eingliederung in die Kirche zu fragen. Die Umkehr, die im Idealfall für die erwachsenen Taufbewerber mit ihrem Katechumenat und ihrer Taufe verbunden ist, bleibt für uns alle eine Lebensaufgabe: Umkehr meint nämlich die Hinwendung zu Christus, die immer wieder neu eingeübt und gepflegt werden muss.

Von Cfr. Prof. Dr. Winfried Haunerland, Geistlicher Zeremoniar der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

OESSH Deutsche Statthalterei

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