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Gaudete in Domino semper - Impuls zum 3. Advent

(c) Jörg Bittner Unna, 'Isaiah Sistine Chapel ceiling' by Michelangelo JBU36, CC BY 3.0

Cfr. Dr. Theodor Baars, Mitglied der Kommission „Spiritualität“ in der Deutschen Statthalterei, geht in seinem Impuls zum 3. Adventssonntag auf den lateinischen Introitus „GAUDETE IN DOMINO SEMPER“ (Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!) ein.

„GAUDETE IN DOMINO SEMPER!“

Mit diesem Aufruf zur Freude führt uns der 3. Adventssonntag („Gaudete“) mit seinem lateinischen Introitus in die zweite Hälfte der Adventszeit und lenkt unseren Blick auf das Ereignis, auf das wir uns vorbereiten und das nun immer näher rückt: die Geburt Jesu. In der Liturgie kommt diese Vorfreude durch einen Wechsel der liturgischen Farbe zum Ausdruck. Das in der Adventszeit sonst übliche dunkle „Violett“ wird aufgehellt und erstrahlt in „Rosa“.

Die Frage lautet – dürfen wir uns in Anbetracht der Geschehnisse in der Welt freuen?

Haben wir in diesem Jahr wirklich Grund zur Freude? Dürfen wir uns überhaupt freuen angesichts der Kriege (Ukraine, Syrien und Jemen), der humanitären Katastrophen (Afghanistan, Äthiopien, Myanmar, Nigeria und Somalia) und der Gewalt und Unterdrückung (Iran und Belarus) in der Welt?

Die eindeutige Antwort

Die biblischen Texte des 3. Adventssonntags geben eine eindeutige Antwort. Die alttestamentliche Lesung aus dem Propheten Jesaja (Jes 35,1-6b.10) führt uns in die Zeit der babylonischen Gefangenschaft des Volkes Israel. Das Land ist erobert. Für Gottes auserwähltes Volk scheint es keine Zukunft mehr zu geben. Mitten in diese krisenhafte Situation hinein ruft der Prophet Jesaja: „Jubeln werden die Wüsten und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen die Lilien“. (Jes 35,1) An anderer Stelle heißt es: „Schwerter werden zu Pflugscharen, Lanzen zu Winzermessern“ (Jes 2,4) und „aus Gestein und Wüstensand brechen Quellen und frische Wasser tränken dürres Land“ (Jes 35,6). Es sind prophetische Worte der Sehnsucht und „adventlicher“ Erwartung, visionäre Worte der Hoffnung auf Frieden, mutmachende Worte des Trostes. Jesaja geht noch weiter, wenn er verkündigt: „Gott selbst wird kommen und euch retten.“ (Jes 35,4) Und weiter: „Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, und die Ohren der Tauben werden geöffnet. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf.“ (Jes 35,5-6ab)

Der Messias wird kommen

Das Evangelium (Mt 11,2-11) führt uns zu Johannes dem Täufer ins Gefängnis. Er muss mit dem Schlimmsten rechnen. In dieser persönlichen krisenhaften Situation steigen Zweifel in ihm auf. Er hatte auf Jesus als den kommenden Messias hingewiesen. Doch jetzt ist er sich nicht mehr sicher. Was ist, wenn er sich in Jesus getäuscht hat? Seine Zweifel waren nicht ganz unbegründet. In seinen Bußpredigten am Jordan hatte Johannes den Messias als den angekündigt, der das göttliche Strafgericht vollziehen wird, der die Axt anlegt und die unfruchtbaren Bäume umhaut. Was er aber über Jesus hört, stimmt so gar nicht mit seinen Vorstellungen vom kommenden Messias überein. Jesus ist anders! So lässt er durch seine Jünger Jesus fragen: „Bist du es, der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3) Jesus antwortet nicht direkt mit „Ja“ oder „Nein“. Er verweist vielmehr auf sein Tun und auf das, was alle sehen und hören können: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf. Den Armen und Verachteten wird die Liebe Gottes zugesagt.“ (Mt 11,5) Damit greift Jesus die biblischen Bilder der Heilszeit auf. Sie werden zu Erkennungszeichen seiner göttlichen Sendung. Das, was Jesaja als Merkmale des kommenden Messias verkündet hat, erfüllt sich nun in Jesus. Er ist der Messias, auf den das auserwählte Volk Gottes gewartet hat, durch ihn erfahren Menschen Heilung und Hoffnung, Frieden und Trost.

Gott kommt zu uns in unsere tiefste Innerlichkeit

Und was ist mit uns heute? Dürfen wir angesichts der aktuellen Krisen in der Welt von „Freude“ reden? – Ich denke schon. Aber diese Freude, die uns Jesaja heute in seiner prophetischen Rede zu spricht und die uns zusammen mit Johannes im Gefängnis verkündet wird, ist eine andere, als die vermeintlich sorglose, oberflächliche Heiterkeit, die wir auf den Weihnachtsmärkten unserer Städte erwarten. Diese adventliche Freudenbotschaft trifft uns in unserem innersten Kern. Gott kommt zu uns in unsere tiefste Innerlichkeit und spricht zu uns sein heilendes, Frieden stiftendes und tröstendes Wort. Dieses Wort Gottes wird uns nicht geschenkt, weil wir besonders attraktiv und begabt oder so fromm und tugendhaft sind, sondern ganz einfach, weil wir Menschen sind. Deshalb dürfen wir uns schon heute auf Gottes Kommen in der Welt – auf die Geburt Jesu – freuen.

Lasst uns Zeichen der Liebe Gottes in der Welt sein

Nun werden Sie zu Recht sagen: Wie schön, dass Gott uns liebt und Jesus Wunder gewirkt und Menschen geheilt hat. Aber wo ist Jesus mit seinen Wundern und seinem Heil heute? Und was hat sich seit seinem Kommen in unsere Welt verändert? Ich bin davon überzeugt, dass es zu einfach ist, die Verantwortung für die Krisen in der Welt auf Gott abzuwälzen. Vielmehr ist es eine Anfrage an uns Christen, die wir von Gottes Liebe beschenkt sind. Wir müssen Boten seiner Liebe und seiner Frieden stiftenden Botschaft sein. An uns ist es, sein Heilswerk in der Welt sichtbar aufleuchten zu lassen und fortzuführen. Dort, wo es uns als Menschen, als Christen und als Damen und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem gelingt, „Sakrament“, d.h. Zeichen der Liebe Gottes in der Welt, zu sein, da geschieht auch heute das Wunder, dass Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen, Stumme sprechen und Aussätzige rein werden. Dann brechen Quellen frischen Wassers auf und die Wüste fängt an zu blühen, und Gottes Traum von einer friedlichen Welt wird wahr, in der der Hass überwunden wird und Feinde sich die Hände reichen.

Cfr. Dr. Theodor Baars, Mitglied der Kommission „Spiritualität“ in der Deutschen Statthalterei

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