„Kreuz, auf das ich schaue“
Dieser Gesang entstand in der evangelischen Kirche und befindet sich im Evangelischen Gesangbuch unter der Rubrik „Angst und Vertrauen“. Im Katholischen Gotteslob ist er bei „Österliche Bußzeit“ eingeordnet und steht unter der Nummer 270. Der Kirchenmusiker Lothar Graap (*1933) komponierte dieses Lied bei einer Tagung von Komponisten. Den Text formulierte Eckart Bücken (*1943), der auf einen Text von Cornelius Friedrich Adolf Krummacher (1824 - 1884) aus dem Jahr 1857 zurückgegriffen hat. Einige Gedanken und Formulierungen hat Bücken aufgenommen, allerdings thematisch zugespitzt auf das Kreuz: das Kreuz als Hoffnungszeichen, als Zufluchtspunkt in der Dunkelheit und als Ausgangspunkt für den neuen Tag. Von Ostern her schauen wir singend auf das Kreuz. Auf dieses Lied mache ich aufmerksam mit Blick auf das Fest „Kreuzerhöhung“.
„Schauen“
In der ersten Strophe schaut der Sänger / die Sängerin auf das Kreuz. Es geht dabei weniger um den Gegenstand als vielmehr um Jesus Christus, der uns nahe ist: „Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da; der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah.“ Der Text spricht die Beziehung des Menschen zu Jesus Christus an. Ich sehe darin eine Ermutigung, auf das Kreuz zu schauen und auf diese Weise die Beziehung zum Herrn zu bedenken, zu festigen, ins Gebet zu nehmen.
„Zuflucht nehmen“
In der zweiten Strophe wird das Kreuz zu einem Zufluchtsort: „Kreuz, zu dem ich fliehe aus der Dunkelheit; statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.“ Das Kreuz als zentrales Zeichen unseres Glaubens ist ein Hoffnungszeichen: In den Dunkelheiten unseres persönlichen Lebens, der Situation der Kirche und der gesellschaftlichen Herausforderungen können wir zum Kreuz gehen. Unsere Dunkelheiten werden im österlichen Licht erhellt.
„Aufbrechen“
Die dritte Strophe macht deutlich: Wir Beterinnen und Beter bleiben nicht immer betend vor dem Kreuz. Wir gehen vom Kreuz wieder weg – in den neuen Tag mit all seinen Aufgaben und Herausforderungen. „Kreuz, von dem ich gehe in den neuen Tag, bleib in meiner Nähe, dass ich nicht verzag.“ In der Formulierung „neuer Tag“ klingt der Auferstehungstag mit. In den Tag, in unser Leben, zu den Aufgaben und Herausforderungen gehen wir mit der Bitte: „Herr, bleib du in meiner Nähe“.
Dr. Martin Schomaker, Osnabrück