„Schon wieder geht es um das liebe Geld.“ So hat Pfarrer Martin Birkenhauer am 5. November 2022 seine Predigt eröffnet. Zwanzig Ritter und Damen aus der Komturei St. Matthias versammelten sich am Grab des Apostels Matthias in der Abtei St. Matthias in Trier. Jährlich Anfang November finden sie sich hier bei ihrem Schutzpatron ein und feiern über der Grablege Eucharistie.
Der ungerechte Mammon – trotzdem notwendig
„Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“, sagt Jesus im Tagesevangelium. Und Pfarrer Birkenhauer muss schmunzeln, denn zum dritten Mal in Folge bei Komtureitreffen liegt ihm ein Evangelientext vor zum Thema Geld, so als gäbe es für Jesus kein anderes Thema, wenn sich Grabesritter in seinem Namen versammeln. Birkenhauer sagt es deutlich: Das lateinische Patriarchat braucht die Spenden der Ritter und Damen. Nur so kann den Armen geholfen und Schulgeld aufgestockt werden. Nur deshalb sind die Caritaskassen gefüllt und es können Ferienfreizeiten organisiert werden.
Matthias – der einzige Apostel der nördlich der Alpen begraben ist
Jesus ist Realist und Geld auch für ihn ein Thema. „Und die Pharisäer lachten“, als Jesus wieder einmal über das Geld geredet hat. Das stört Jesus nicht, führt Birkenhauer aus: Das Geld sei etwas Kleines, auch wenn wir viel Geld hätten. Wir sollten es gerne spenden und mit frohem Herzen. Gott kenne das Herz, das sei entscheidend. Matthias, der in Trier verehrt wird, ist der 13. Apostel, der Nachrücker für Judas. Und Matthias ist der einzige Apostel, der nördlich der Alpen begraben ist. Darauf sind die Trierer natürlich stolz. Aus dem ganzen Land kommen Matthiaspilger und besuchen seine Grabstätte.
Ein Kreuzgang mit Geschichte
Bruder Thomas, einer der Experten für die Baugeschichte der Abtei, präsentierte im Anschluss an die Messe den renovierten Kreuzgang. Napoleon hatte die Mönche einst vertrieben. Im 20. Jahrhundert kaum zurückgekehrt in die verwahrlosten Gebäude beschlagnahmten die Nazis Kirche und Kloster. Der Kreuzgang diente jahrzehntelang als Viehstall. Man sagt heute, dieser Kreuzgang sei einzigartig, denn er sei ein seltenes Beispiel für die frühe französische Gotik, die in Beziehung trete zu den älteren romanischen Formen. Fasziniert sind die Klostergäste von den neuen Kapitellen. Es sind 38 doppelgesichtige Kunstwerke aus Sandstein. In der Regel wird den chronologisch geordneten Szenen aus dem Neuen Testament typologisch eine Szene des Alten Bundes zur Seite gestellt. Gegen Ende kommen noch ein paar Trierer Geschichten dazu. Die Jesusgeschichte geht eben weiter bis heute. Der Leitende Komtur Dr. Harald Gorgulla dankte Bruder Thomas abschließend. Die Grabesritter sind einfach immer wieder gerne bei den Matteiser Mönchen zu Gast, sagt er, und eilt mit den Seinen in die Weinwirtschaft des Priesterseminars.
Cfr. Michael Kremer